Banking-Betrug 2025: Neue Maschen, alte Pflicht zur Erstattung

Cyberkriminelle werden raffinierter – und Bankkunden zahlen den Preis

Online-Betrug im Bankwesen hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Während die Systeme der Banken technisch gut abgesichert sind, gelingt es Betrügern immer wieder, empfindliche Summen zu erbeuten. Dabei nutzen sie psychologische Tricks und Sicherheitslücken – und treffen oft Kunden, die sich keiner Schuld bewusst sind.

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Betrugswelle seit 2022

Seit dem Jahr 2022 ist ein starker Anstieg der Fälle zu beobachten. Die Gesamtschäden gehen längst in den Milliardenbereich. Besonders betroffen sind Kunden großer Banken, Kreditkartenanbieter und Online-Bezahldienste. Die Täter wechseln regelmäßig ihre Taktik und passen sich technischen Entwicklungen an.

Beliebte Betrugsvarianten

Phishing und gefälschte Kommunikation

Betrüger versuchen, an Zugangsdaten zu kommen – über:

  • realistisch wirkende E-Mails mit gefährlichen Links
  • SMS mit schädlichen Verbindungen (Smishing)
  • falsche Briefe mit QR-Codes („Quishing“)
  • angebliche Kundenumfragen mit Lockangeboten

Telefon-Spoofing

Eine besonders perfide Methode ist das Vortäuschen von Banktelefonnummern. Auf dem Display erscheint scheinbar die echte Nummer der Bank. Am Telefon geben sich die Täter als Bankmitarbeiter aus und behaupten, das Konto sei kompromittiert. Viele Opfer werden unter Zeitdruck dazu gebracht, selbst Transaktionen freizugeben.

Betrug über Kleinanzeigen und Online-Shops

Auch Online-Marktplätze wie Kleinanzeigen.de sind im Visier. Betrüger locken Verkäufer auf gefälschte Bezahlseiten und fangen dort alle Kontodaten ab. Selbst der bloße Versuch, private Ware sicher zu verkaufen, kann so zu einem Verlust von mehreren Tausend Euro führen.

Social Engineering und App-Manipulation

Kriminelle nutzen gezielt psychologischen Druck – etwa über fingierte Anrufe oder Chat-Nachrichten. Häufig wird behauptet, eine Transaktion müsse sofort gestoppt werden. Die Opfer autorisieren dann selbst Überweisungen, im Glauben, sie würden einen Schaden verhindern.

Eine weitere Methode ist der Missbrauch von TAN- oder App-Freigaben. Täter beantragen, fremde Geräte für das Online-Banking zu aktivieren, und nutzen abgefangene Codes oder manipulieren den Kunden zur Freigabe.

ADAC-Kartenkunden im Fadenkreuz – Schwachstelle Bankwechsel?

Ein besonders brisanter Fall betrifft die Kreditkartenkunden des ADAC. Seit Ende 2024 betreut nicht mehr die Landesbank Berlin (LBB), sondern die Berliner Solaris Bank die Karten. Mit dem Wechsel mussten viele Kunden ihre Karten neu aktivieren – ein Moment, den Cyberkriminelle offenbar gezielt ausgenutzt haben.

Immer mehr Betroffene berichten, dass sie nach der Eingabe ihrer Daten plötzlich mit Dutzenden unautorisierter Abbuchungen konfrontiert wurden – häufig aus dem Ausland. Auffällig: Viele erinnern sich an keinerlei ungewöhnliche Nachrichten, SMS oder Anrufe.

Besonders umstritten ist der Umgang der Solaris mit den Geschädigten. Beschwerden wurden teils wochenlang nicht beantwortet. In vielen Fällen kam erst Bewegung in die Sache, nachdem Anwälte eingeschaltet wurden. Auch der ADAC zeigte sich unzufrieden mit dem Krisenmanagement und verstärkte selbst den Druck auf die verantwortliche Bank.

Wenn die Bank schweigt – und Kunden kämpfen müssen

Bei SALEO Rechtsanwälte in Bad Nauheim melden sich derzeit zahlreiche ADAC-Kreditkartenkunden, die nach dem Wechsel zur Solaris Bank Opfer unautorisierter Abbuchungen wurden. Viele von ihnen erhielten weder eine nachvollziehbare Erklärung für den Vorfall noch eine zeitnahe Rückerstattung. Nach Angaben der Kanzlei werden selbst grundlegende Informationen wie Transaktionsprotokolle häufig nicht zur Verfügung gestellt.

Auch der ADAC zeigt sich unzufrieden mit dem bisherigen Umgang: Die Kommunikation der Solaris entspreche nicht dem gewohnten Servicestandard. Um bei der Bearbeitung der Fälle zu unterstützen, habe der ADAC eigenes Personal nach Berlin entsandt. Doch nach wie vor berichten viele Betroffene, dass sie erst dann eine Reaktion erhalten, wenn sie anwaltliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine rechtliche Begleitung kann daher entscheidend sein.

Warnzeichen für Bankkunden

Wer folgende Anzeichen bemerkt, sollte sofort handeln:

  • Unerklärliche Fehlermeldungen beim Login
  • Änderungen an Sicherheitsfunktionen ohne eigenes Zutun
  • Registrierung neuer Geräte
  • Erhöhung von Verfügungsgrenzen

Was tun im Ernstfall?

  • Konto sofort sperren
    Der zentrale Sperr-Notruf 116 116 ist rund um die Uhr erreichbar (aus dem Ausland: +49 30 4050 4050).
  • Bank informieren
    Melden Sie der Bank unverzüglich alle unautorisierten Buchungen und fordern Sie die Rückzahlung.
  • Anzeige erstatten
    Online-Anzeige bei der Polizei mit möglichst genauen Angaben, Screenshots und Nachrichten. Auch wenn die Aufklärung oft schwerfällt, sollte die Tat dokumentiert werden.
  • Beweise sichern
    Sammeln Sie alle relevanten Belege – von E-Mails bis zu Logins und Kontoauszügen.

Rechte der Kunden – wer haftet?

Laut § 675v BGB müssen Banken Zahlungen erstatten, die Kunden nicht autorisiert haben. Dabei ist es egal, ob der Betrug technisch oder psychologisch erfolgte – entscheidend ist, dass keine wirksame Freigabe vorlag.

Ausnahme: Grobe Fahrlässigkeit

Nur wenn der Bankkunde grundlegende Sicherheitsregeln in erheblichem Maß verletzt, kann die Bank die Rückzahlung verweigern. Doch in der Praxis ist dieser Nachweis für Banken oft schwer zu führen. Gerichte entscheiden häufig zugunsten der Kunden – vor allem, wenn die Täuschung besonders raffiniert war.

Was Banken verbessern könnten

Auch Banken stehen in der Verantwortung. Verbesserungsbedarf besteht u.a. bei:

  • klareren Sicherheitsinformationen
  • verständlicheren TAN-Verfahren
  • besserer Überwachung verdächtiger Buchungen
  • Nutzung biometrischer Verfahren bei Gerätewechsel

Gerade der ADAC-Fall zeigt: Eine technische Umstellung darf nicht zur Einladung für Betrüger werden.

Fazit

Online-Betrug ist kein Randphänomen mehr – sondern Alltag. Wer aufmerksam bleibt, die gängigen Methoden kennt und bei verdächtigen Vorfällen schnell handelt, kann größeren Schaden vermeiden. Und wer betroffen ist, sollte nicht zögern, seine Rechte durchzusetzen – notfalls mit anwaltlicher Unterstützung. Denn oft gilt: Die Bank muss zahlen.